Einleitung

Der Ausbruch des neuartigen Coronavirus (Covid-19) hat sich zu einer Pandemie ausgeweitet, die die Aktienmärkte in eine Baisse stürzt, den globalen Personen- und Warenverkehr einschränkt und Regierungen und Zentralbanken vor die gewaltige Aufgabe stellt, ihre Volkswirtschaften durch massive fiskalische Anreize und geldpolitische Lockerung zu stützen. Während sich der Ausbruch in einigen Ländern verlangsamt hat, richtet das Virus nun in anderen Ländern verheerende Schäden an. Ein weltweiter Wirtschaftsabschwung scheint nun mehr als möglich.

Um eine Reihe von Perspektiven hinsichtlich des Ausbruchs und seiner potenziellen Auswirkungen auf Wirtschaft und Märkte zu erhalten, hat Nikko Asset Management die Ansichten der folgenden Investmentteams eingeholt, die viele unserer wichtigsten Anlageklassen und geografischen Regionen vertreten.

  • Multi-Asset-Team (Multi Asset)
  • Andre Severino, Global Head of Fixed Income, und Steve Williams, Head Portfolio Manager – Core Markets (Global Fixed Income)
  • Toshinori Kobayashi, Portfolio Manager (Research Active Management Team) und Junichi Takayama, Investment Director (Japanische Aktien)
  • Robert Mann, Head of Asian Equity (Asiatische Aktien)
  • Truman Du, Senior Portfolio Manager (Chinesische Aktien)
  • Kenneth Tang, Senior Portfolio Manager (ASEAN-Aktien)
  • Asian Fixed Income Team (Asian Fixed Income)
  • Fergus McDonald, Head of Bonds and Currency (New Zealand) und Stuart Williams, Head of Equity (New Zealand) (Neuseeland Fixed Income, Aktien)

Wir hoffen, dass dieses Spektrum an Ansichten den Lesern beim Navigieren auf den globalen Finanzmärkten wertvolle Orientierung bietet.

Multi Asset: Wir konzentrieren uns auf drei Hauptkomponenten dieser Gesundheitskrise

Multi-Asset-Team

Überblick
Der Virusausbruch, der im Januar globale Bedeutung erlangte, hat die Finanzmärkte erschüttert und eine massive Herausforderung für die öffentliche Gesundheit geschaffen. Anleger sind bemüht, sich über die Erkenntnisse der Epidemiologie zu informieren und die täglichen Schlagzeilen zu durchdringen. Wir konzentrieren uns auf drei Hauptkomponenten dieser sich rapide entwickelnden Gesundheitskrise.

Die erste Komponente ist, wenig überraschend, das Virus selbst. Wie verbreitet sich Corona von Mensch zu Mensch? Mit welcher Geschwindigkeit erfolgt die Ausbreitung und welche Auswirkungen hat das Virus auf die infizierten Opfer? Dies sind alles wichtige Faktoren, die zu berücksichtigen sind.

Die zweite Komponente, die genau zu verfolgen ist, sind die Maßnahmen der Regierungen und Zentralbanken als Reaktion auf den Virusausbruch und die sich daraus ergebenden möglichen wirtschaftlichen Auswirkungen. Gesundheitsexperten werden mehr über dieses spezielle Virus lernen, und ihre Erkenntnisse werden sich wahrscheinlich darin widerspiegeln, wie verschiedene Länder mit dem Ausbruch umgehen. China zum Beispiel hat in den ersten Wochen sehr strenge Quarantänemaßnahmen ergriffen und die Bewegungsfreiheit der Menschen eingeschränkt. Die wirtschaftlichen Beeinträchtigungen können in China am extremsten ausfallen, in anderen Ländern vielleicht weniger heftig. Dies deutet darauf hin, dass die Auswirkungen auf die chinesische Wirtschaft aufgrund der strengen Eindämmungsmaßnahmen eher V-förmig sein werden, während sie in anderen Ländern, die eine ausgewogenere Eindämmungs-/Minderungsstrategie anwenden, vielleicht eher U-förmig sind (mit flacherem Tiefpunkt).

Die letzte Komponente ist die Reaktion der Finanzmärkte auf die beiden zuvor beschriebenen Faktoren. Die bisherige Reaktion der Märkte war brutal. Der Umgang mit plötzlicher Unsicherheit war noch nie eine Stärke der Märkte, und die Volatilität schnellte in die Höhe. Kurzfristig dürfte die Flut alarmierender Virus-Schlagzeilen weitergehen. Die Zentralbanken werden voraussichtlich die Last tragen, sprich: Sie werden Schutzmechanismen bereitstellen und einen Boden unter den Risikoanlagen einziehen. Im Zeichen strafferer „finanzieller Bedingungen” (auch bekannt als fallende Aktienkurse) hat die Federal Reserve (Fed) mit der Senkung der offiziellen Zinssätze begonnen – und ihre Notenbank-Kollegen folgen ihr. Während Risikoaktiva niedrigere Zinsen und eine bessere globale Liquidität begrüßen werden, wird die Realwirtschaft wahrscheinlich eine fiskalische Reaktion der Regierungen benötigen. Unserer Ansicht nach wird diese schlagkräftige Kombination aus Geld- und Fiskalpolitik dazu beitragen, dass sich die Weltwirtschaft erholt, sobald diese Virus-Pandemie abgeklungen ist.

Globale Aktien
Im Februar waren die US-Aktien noch nicht von den Auswirkungen des Virusausbruchs betroffen. Stattdessen profitierten sie von der Erwartung, dass die Fed präventiv die Zinsen senken würde. Diese Einschätzung wurde jedoch plötzlich auf den Kopf gestellt, als die Zahl der neuen Corona-Fälle in Ländern wie Südkorea und Italien explodierte und schnell klar wurde, dass es sich um ein Problem globalen Ausmaßes handelte.

China hat ein relativ umfangreiches Konjunkturprogramm aufgelegt, das vor allem auf den privaten Sektor ausgerichtet ist und Steuererleichterungen, niedrigere Zinsen und reichlich Liquidität umfasst, um die Kreditvergabe der Banken zu erweitern. Noch ist es zu früh, um das zu sagen, aber erste Anzeichen einer Erholung könnten bereits erkennbar sein.

Auf der anderen Seite fängt der Rest der Welt gerade erst an, sich mit dem neuen Problem auseinanderzusetzen, bei dem eine Eindämmung möglicherweise nicht einmal eine Option ist, wenn man bedenkt, wie durchlässig die Grenzen zwischen den Ländern waren. Dadurch konnten Reisende das Virus von verschiedenen Orten aus einschleppen. Da zudem vielerorts Test-Kits fehlen und verschiedene Regierungen unzulänglich agieren, ist die Unsicherheit angesichts des Ausbruchs zu Recht groß.

Diese Ungewissheit hat unweigerlich zu einer gewissen Vorsicht geführt. Der Lebensmitteleinzelhandel mag zwar einen vorübergehenden Umsatzschub erleben, da sich die Regale aufgrund von Hamsterkäufen leeren. Es wird jedoch erwartet, dass die Menschen mittelfristig ihre Gewohnheiten ändern und ihren Konsum außerhalb des Hauses einschränken werden. Die Auswirkungen der Schocks sowohl auf die Lieferkette als auch auf die Nachfrageseite sind schwer abzuschätzen.

In der Zwischenzeit zahlt es sich unserer Meinung nach aus, gegenüber Aktien vorsichtig zu sein. Wir sehen jedoch Veranlassung, Länder wie China zu bevorzugen, wo es bereits reichlich Impulse gibt und sich Teile der Wirtschaft zu verbessern scheinen. Die USA und der Rest der Welt müssen noch lernen, mit dem Virus effektiv umzugehen. Wir glauben jedoch, dass sich erste Value-Chancen ergeben.

Global Renten
Während die Märkte weiterhin von Virus-Schlagzeilen getrieben werden und die Anleger den schlimmsten Fall für die Weltwirtschaft befürchten, dürften sichere Häfen stark nachgefragt bleiben. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, bedarf es wahrscheinlich einiger Entwicklungen. Erstens: Weniger alarmierende Nachrichten über die Ausbreitung des Virus außerhalb Chinas und über einen Höchststand an neuen Fällen weltweit würden sicherlich die Nerven der Anleger beruhigen. Zweitens: Das Vorliegen von US- und globalen Wirtschaftsdaten für das erste Quartal, die besser ausfallen als die stark herabgestuften Prognosen für die Indikatoren, die wir derzeit zu sehen bekommen. Die Furcht vor dem Virus hat die Anleger dazu veranlasst, das Schlimmste für die anstehenden Wirtschaftsdaten zu erwarten. Ein Hinweis darauf, dass sich die Volkswirtschaften besser halten als erwartet, wird also ebenfalls zur Beruhigung der Ängste beitragen. Schließlich wird die Nachfrage nach sicheren Häfen abnehmen, wenn die Anleger anfangen zu glauben, dass die geldpolitischen Maßnahmen der Fed entschlossen genug und in der Lage sind, die Risikomärkte mit der für eine Erholung erforderlichen Unterstützung und Liquidität zu versorgen.

Rohstoffe
Gerade als die Märkte dachten, dass der Corona-Ausbruch in China weitgehend eingedämmt sei, überraschte alle die Geschwindigkeit, mit der sich das Virus dann weltweit ausbreitete. Chaos brach aus. Obwohl die Situation immer noch sehr unbeständig ist, erwarten wir für Rohöl angesichts der Nachfrage- und Angebotsreaktionen fallende Preise.

Für Rohöl wird der Zusammenbruch der Nachfrage sicherlich ernster, da sich die Corona-Krise zu einer globalen Pandemie entwickelt hat und weitere Reiseverbote für die vom Virus betroffenen Länder ausgesprochen werden. Saudi-Arabien hat seine Bereitschaft signalisiert, die Produktion weiter zu drosseln, um die Preise zu stützen, zusammen mit Russland, das sich an einer 2016 gebildeten Allianz zur Steuerung des globalen Angebots beteiligt hatte. Wir hatten seinerzeit bereits angedeutet, dass auch Russland an den Verhandlungstisch kommen könnte. Das geopolitische Machtspiel drehte sich jedoch am 6. März, als Russland eine Kürzung der Ölproduktion ablehnte und argumentierte, dass die US-Schieferproduzenten die Last aller zukünftigen Produktionskürzungen schultern müssten. Angesichts des viel niedrigeren fiskalischen Break-Even-Preises und eines doppelten Überschusses scheint Russland eine viel höhere Schmerzgrenze zu haben. Daraufhin begann ein Preiskrieg, der dazu führte, dass Aramco sofort nach dem Treffen die Preise für seine Kunden in Asien und Nordamerika senkte. Wir sind der Meinung, dass Unsicherheiten vorherrschen werden, bis der Ölmarkt die Talsohle erreicht hat.

Global Fixed Income: Außerordentliche Krise durch zwei exogene Schocks

Andre Severino, Global Head of Fixed Income und Steve Williams, Head Portfolio Manager – Core Markets

Corona-Ausbruch und Ölpreis sind Schocks fürs System
Der Markt befindet sich offensichtlich in einer außergewöhnlichen Krise, die durch zwei exogene Schocks verursacht wurde – das neuartige Coronavirus und die Entwicklung der Ölpreise. Was es für uns zu einer Herausforderung macht, ist, dass Faktoren wie Kreditungleichgewichte nicht die Ursache für diese Krise sind. Vielmehr geht es darum zu verstehen, wann die Infektionen ihren Höchststand erreichen und dann wieder zurückgehen – etwas, das sehr schwer vorauszusagen ist. Man müsste zum Beispiel eine ganze Reihe von Möglichkeiten in Betracht ziehen, wollte man die Entwicklungen in Italien und Spanien auf die USA extrapolieren. Viele Volkswirtschaften werden als Folge dieser Krise wahrscheinlich technische Rezessionen erleben. In unserem Best-Case-Szenario spielt das Virus zwei Quartale lang eine große Rolle, bevor sich die Volkswirtschaften in der zweiten Jahreshälfte deutlich erholen.

Was wir bisher von den Zentralbanken gesehen haben, war sehr beeindruckend. Die Fed hat die Zinssätze um 150 Basispunkte gesenkt, Liquidität in das System eingespeist und ihre Bilanz ausgeweitet. An den Kreditmärkten kam es zu einem liquiditätsbedingten Druck auf Hypotheken (insbesondere die Spreads von Ginnie Mae stiegen auf ein Niveau, das seit der großen Finanzkrise nicht mehr erreicht wurde) und sogar auf US-Staatsanleihen. Die Fed hat jedoch recht aggressiv reagiert und die Liquidität massiv gestützt. Unsere Hauptsorge für die nächsten Monate ist, dass Angst und Panik Verkaufsdruck auslösen, wenn das exponentielle Wachstum der Pandemie in Ländern wie Großbritannien und den USA seinen Höhepunkt erreicht. Solche Verkäufe werden unserer Meinung nach jedoch nur von relativ kurzer Dauer sein.

Da es an den Finanzmärkten keine strukturellen Ineffizienzen gibt, wie sie während der Finanzkrise zu beobachten waren, gehen wir davon aus, dass es zu einer eher dramatischen, V-förmigen Erholung kommen wird. Historisch ist die Situation am ehesten mit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 vergleichbar. Mark Twain sagte: „Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich oft”, und der extreme Schock, dem der Markt derzeit ausgesetzt ist, ähnelt eher dem von 9/11. Wir glauben daher, dass der Geschwindigkeit des Marktrückgangs eine ebenso schnelle Erholung folgen wird, sobald wir – wie bereits in China – eine Stabilisierung der Fallzahlen sehen.

Japanische Aktien: Kurzfristige Volatilität wird anhalten, Bewertungen auf historischen Tiefstständen

Toshinori Kobayashi, Portfolio Manager (Research Active Management Team) und Junichi Takayama, Investment Director

Kurs-Buchwert-Verhältnis sinkt auf ein Niveau wie vor Abenomics
Nach den Marktturbulenzen infolge der weltweiten Ausbreitung des Coronavirus und nach dem starken Rückgang des japanischen Gesamtmarkts seit Ende Februar sind die Bewertungen auf historische Tiefststände gesunken. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis ist unter den Buchwert gesunken. Es fiel auf 0,87x, den niedrigsten Wert seit Dezember 2012, kurz bevor Shinzo Abe zum Premierminister gewählt wurde und die Abenomics einführte. Der historische Durchschnitt für das Kurs-Buchwert-Verhältnis seit Januar 2013 liegt bei 1,23x und das aktuelle Niveau scheint ein großer Abschlag zu sein. Zu den niedrigsten Niveaus der letzten zehn Jahre gehören das 0,83-fache, das im Oktober 2008 während der globalen Finanzkrise erreicht wurde (es erholte sich bis Juni 2009 auf das 1,20-fache), und das 0,91-fache nach dem großen Ostjapan-Erdbeben im März 2011.

Die japanischen Aktienmärkte sind, seitdem ein globaler Ausbruch befürchtet wird, im Februar deutlich gefallen, und bis heute wurde eine schleppende Wirtschaftsaktivität gemeldet. Die negativen Zahlen werden voraussichtlich noch einige Zeit anhalten.

Marktausblick
Vieles über Covid-19 ist noch nicht bekannt. Das macht es schwierig, die Dauer dieses Ausbruchs genau vorherzusagen. Berücksichtigt man jedoch die zahlreichen Expertenmeinungen, frühere Erfahrungen mit Infektionskrankheiten wie dem Schweren Akuten Respiratorischen Syndrom (SARS) und die Tatsache, dass sich die Infektionsrate in China bereits deutlich verlangsamt hat, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Situation in Japan im April oder Mai auf eine Eindämmung zusteuert.

Gleichzeitig infizieren sich immer mehr Menschen in den USA und Europa, sodass die globale Eindämmung bis Juni oder Juli dauern könnte. Wenn wir von dieser Annahme ausgehen, halten wir es für wahrscheinlich, dass Japan im Zeitraum Januar-März ein weiteres Quartal mit negativem Wachstum erleben wird, in Fortsetzung des Quartals Oktober-Dezember. Die Erfahrungen aus der Vergangenheit in China nach SARS und in Japan nach Naturkatastrophen zeigen jedoch, dass es nicht lange dauert, bis sich das Verbrauchervertrauen nach solchen Ereignissen erholt. Schon ab Mai oder Juni könnten wir Anzeichen für eine Erholung der Binnennachfrage sehen. Wir gehen davon aus, dass die Auslandsnachfrage durch die allmähliche Belebung der Produktion und Verbraucherausgaben in China gestützt wird. Doch in Anbetracht der Tatsache, dass die USA und Europa noch weit von einer Eindämmung entfernt sind, glauben wir, dass das Wirtschaftswachstum im Juli-September-Quartal seinen Tiefpunkt erreichen wird.

Bei den Unternehmensgewinnen halten wir einen starken Rückgang im Januar-März-Quartal für unvermeidlich, und auch die Gewinnprognosen für das nächste Geschäftsjahr dürften extrem konservativ ausfallen. Allerdings dürften die Unternehmen diese Quartalsprognosen bis zum Oktober-Dezember-Quartal, für das die Hürde zum Erreichen eines Jahreswachstums niedriger wird, leicht übertreffen. An diesem Punkt sollte der Erholungstrend deutlich werden.

Kurzfristig erwarten wir, dass die Volatilität am Markt anhalten wird, da sich das Coronavirus weiterhin global ausbreitet. Sollte sich der Ausbruch in den USA beschleunigen, kann es durchaus sein, dass wir einen weiteren Marktrückgang erleben. Allerdings scheint der jüngste Marktausverkauf in Japan eine weitere Ausbreitung des Coronavirus und einen starken wirtschaftlichen Abschwung bis zu einem gewissen Grad berücksichtigt zu haben. Da die Kurs-Buchwert-Multiplikatoren deutlich unter 1 liegen und die Dividendenrenditen bei über 3 % – also auf den Niveaus früherer Marktkrisen – glauben wir, dass der weitere Abwärtsdruck auf japanische Aktien begrenzt ist. Wir gehen davon aus, dass sich der Ausverkauf gegen Ende April bis Mitte Mai verlangsamen wird, wenn die Anleger die konservativen Gewinnprognosen der Unternehmen einpreisen. Danach dürfte der Markt allmählich zu einem anhaltenden Aufwärtstrend zurückkehren, da die Anleger auf einen Rückgang der Infektionszahlen in den USA und Europa bauen und auf Unternehmen achten, deren Ertragslage besser ist als erwartet.

Asiatische Aktien: Jetzt ist es an der Zeit, mit dem Aufbau von Positionen zu beginnen

Robert Mann, Head of Asian Equity

Asiatische Regierungen haben solide Haushalte – es werden erhebliche fiskalische Anreize und weitere geldpolitische Lockerungen erwartet
Das jüngste Gemetzel an den Finanzmärkten, ausgelöst durch weit verbreitete Ängste vor der Corona-Pandemie, vor Rezessionssorgen und vor dem Einbruch der Ölpreise, war gelinde gesagt beispiellos. Ängste vor einer neuartigen ansteckenden Krankheit sind zwar verständlich, aber wir möchten darauf hinweisen, dass Menschen schon immer mit Viren und Infektionen gelebt haben. Vor nicht allzu langer Zeit waren viele bakterielle Infektionen tödlich, aber das Leben ging weiter. Als anpassungsfähige Spezies werden wir uns schnell an die neuen Bedingungen gewöhnen, die Ängste werden zurückgehen und Normalität wird einkehren. Aus diesem Grund erwarten wir nicht, dass die vom Virus ausgelösten globalen Finanzturbulenzen langwierig sein werden.

Viele Regierungen auf der ganzen Welt werden in dem Glauben an die vorübergehende Natur dieses neuartigen Coronavirus dafür sorgen, dass die Verbindungen, die die Volkswirtschaften am Laufen halten, bestehen bleiben. Im zweiten Halbjahr 2020 werden die Aktienmärkte auf das Jahr 2021 blicken, in dem ein starkes Gewinnwachstum möglich ist, wenn auch vom niedrigen Niveau des Jahres 2020 aus. Aktien werden diese Gewinne mit sehr niedrigen Zinsen diskontieren. Das könnte dazu führen, dass die asiatischen Märkte die Welt aus dieser Krise herausführen. Wir glauben, dass es jetzt an der Zeit ist, mit dem Aufbau von Positionen zu beginnen, denn wir halten es für sehr wahrscheinlich, dass es zu erheblichen fiskalischen Impulsen und einer weiteren Lockerung der Geldpolitik kommen wird.

Betrachtet man die Region, so haben die meisten asiatischen Länder (namentlich China, Hongkong, Südkorea, Taiwan und Singapur) das Virus viel besser in Schach gehalten als Europa oder die USA. Im Allgemeinen verfügen die asiatischen Regierungen auch über sehr solide Staatsfinanzen, sodass sie ohne weiteres in der Lage sein werden, massive fiskalische Anreize zu setzen. Darüber hinaus sind die Zinssätze in der Region im Allgemeinen höher als in Europa oder den USA. Die Region hat also noch Spielraum für Zinssenkungen.

Ein schwächerer Exportmarkt in den kommenden Monaten ist jedoch negativ, da die Region ein Nettoexporteur in die industrialisierte Welt ist. Das BIP-Wachstum wird im ersten Halbjahr 2020 überall schwach ausfallen und die Schätzungen für den Gewinn pro Aktie für 2020 werden stark zurückgehen, nicht nur in Asien, sondern weltweit. Die Dienstleistungsbranchen in Europa und den USA werden die eigentliche Schwachstelle sein, aber Asien ist von diesen Sektoren nicht allzu stark abhängig. Natürlich werden der Tourismus, die Unterhaltungsbranche und das Gaststättengewerbe sehr stark betroffen sein. Diese Sektoren haben jedoch nur eine sehr geringe Gewichtung an den asiatischen Aktienmärkten. Der Energiesektor wird ebenfalls erheblich beeinträchtigt werden, aber auch hier ist das Gewicht in den Marktindizes nicht sehr hoch.

In Stresssituationen wird man sich Sorgen über zu hohe Schulden machen. Viele Menschen richten besorgte Blicke nach China, doch der Renminbi (RMB) ist stabil und auch chinesische Anleihen haben sich in letzter Zeit erholt. In Zeiten von Unternehmenskrisen ist es sehr wahrscheinlich, dass die chinesische Regierung wichtige Unternehmen, die sich in Schwierigkeiten befinden, aus der Patsche helfen wird. Abgesehen von Indien erscheint der Bankensektor der Region im Gegensatz zur Situation in Europa immer noch stabil. Pensionsfonds mit Leistungszusage sind in Asien selten und stellen derzeit nicht das Risiko dar wie im Westen.

Alles in allem sollten Anleger den aktuellen Marktrückgang nutzen, um Positionen aufzubauen und qualitativ hochwertige Unternehmen, insbesondere in Asien, zu günstigen Bewertungen zu kaufen. Die verbreiteten Befürchtungen über die Corona-Pandemie werden abnehmen.

Chinesische Aktien: Das Schlimmste am Corona-Ausbruchs könnte in China vorbei sein

Truman Du, Senior Portfolio Manager

Allmähliche wirtschaftliche Erholung in den kommenden Monaten erwartet
In letzter Zeit sind wir von unserer negativen Haltung zu einer neutralen Einschätzung des Markts übergegangen, da China seine Fähigkeit unter Beweis gestellt hat, die Epidemie schneller und effektiver einzudämmen, als wir zunächst angenommen hatten. Mit der sinkenden Zahl von Infektionsfällen in den vergangenen Wochen scheint China einen landesweiten Corona-Ausbruch verhindert zu haben.

Die meisten Unternehmen in China sollten ihren Betrieb wieder aufgenommen haben, und wir gehen davon aus, dass sich die wirtschaftlichen Aktivitäten in den nächsten Monaten allmählich erholen und etwa im Zeitraum Mai/Juni zur Normalität zurückkehren werden. Unserer Ansicht nach wird die chinesische Regierung weiterhin geld- und fiskalpolitische Maßnahmen ergreifen, um die Wirtschaft über den Bau von Infrastruktur und Konsumanreize anzukurbeln.

Nichtsdestotrotz könnte die Corona-Epidemie rund um den Globus ein neues Risiko für Chinas Wirtschaftswachstum darstellen. Die Nachfrage aus Übersee nach chinesischen Waren und Dienstleistungen aus dem Ausland könnte in den kommenden Monaten verschoben oder unterbrochen werden. Daher wird erwartet, dass die chinesische Regierung den Binnenkonsum ankurbeln wird, um sich gegen eine schwächelnde Auslandsnachfrage abzusichern.

Alles in allem könnte das Schlimmste in Bezug auf den Ausbruch in China vorbei sein. Die Wirtschaft des Landes wird sich unserer Meinung nach in den kommenden Monaten erholen. Der chinesische Aktienmarkt wird durch sich verbessernde Fundamentaldaten und reichlich Liquidität unterstützt werden. Mit Chinas Plänen zur Beschleunigung des Aufbaus der „neuen Infrastruktur”, einschließlich 5G-Netzwerken, intelligenten Stromnetzen und anderen Maßnahmen, sollten sich Technologiewerte in naher Zukunft weiterhin besser entwickeln. Sie werden am meisten von den Anreizen und der starken Nachfrage nach „kontaktlosen” Dienstleistungen profitieren.

In naher Zukunft werden wir möglicherweise mehr Aktienbestände im Zusammenhang mit dem traditionellen Infrastrukturbau aufbauen, da wir davon ausgehen, dass weitere Anreize auf dem Weg sind und die chinesische Regierung die Beschäftigung durch den Bau ankurbeln möchte. Aktien aus den Bereichen Baumaterialien, Maschinen und Schwerlastwagen könnten dabei unsere Ziele sein. In der Zwischenzeit behalten wir unsere übergewichtete Position in Technologietiteln bei, die die Hauptnutznießer des Aufbaus der „neuen Infrastruktur” und der „kontaktlosen” Dienstleistungen sein werden. Aktien aus den Bereichen Elektrofahrzeuge, Medien und Gesundheitswesen sind ebenfalls auf unserem Radar, und wir könnten einige dieser Titel im Zuge von Marktkorrekturen kaufen.

ASEAN-Aktien: Aggressive Gegenmaßnahmen bedeuten kurzfristig einen starken Abschwung, versprechen aber eine effektive Eindämmung

Kenneth Tang, Senior Portfolio Manager

Überblick
Bisher hatte Singapur in der ASEAN-Region die meisten Covid-19-Infektionen zu verzeichnen. Wenngleich es Unterschiede gibt, sind unsere Erfahrungen mit der SARS-Epidemie im Jahr 2003 die sinnvollste Referenz. Im Jahr 2003 gingen fast alle Schlüsselindikatoren, einschließlich der touristischen Besucherzahlen, über einen Zeitraum von ein bis zwei Quartalen stark zurück und pendelten sich ein bis zwei Quartale nach dem Höhepunkt der Epidemie auf ein normales Niveau ein. Das Wirtschaftswachstum der betroffenen Länder wurde nur für ein einziges Quartal beeinträchtigt. Wir hoffen zwar, dass das gleiche Muster für den aktuellen Ausbruch gilt, bleiben aber angesichts der Unterschiede zwischen den beiden Krankheiten sowie der stärkeren Verflechtung mit China und der Bedeutung der chinesischen Wirtschaft im Jahr 2020 im Vergleich zu 2003 wachsam. Insbesondere implizieren die weitaus aggressiveren Gegenmaßnahmen im Jahr 2020 einen stärkeren kurzfristigen Abschwung, lassen aber auf eine effektivere Eindämmung hoffen. Angesichts der raschen Zunahme von Fällen außerhalb Chinas besteht nun jedoch ein größeres Risiko, dass die Auswirkungen von Corona länger andauern. Dies könnte bedeuten, dass das globale Wachstum auf breiterer Basis beeinträchtigt wird, insbesondere wenn sich das Coronavirus in großen Volkswirtschaften wie den USA und der Eurozone festsetzt. Die Auswirkungen könnten sich bis ins zweite oder sogar dritte Quartal 2020 hinziehen.

Die Corona-Auswirkungen haben verschiedene ASEAN-Regierungen dazu veranlasst, ihre Konjunkturprognosen zu senken. Unsere anfängliche Erwartung einer kurzen und starken Beeinträchtigung durch Corona hatte impliziert, dass das Wachstum in der Mitte des Prognosebereichs der Regierung liegen würde. Angesichts der globalen Ausbreitung des Virus bleiben die BIP-Prognosen jedoch unbeständig, mit einem potenziellen weiteren Abwärtsrisiko. Wir gehen weiterhin davon aus, dass die Monetary Authority of Singapore bei ihrer nächsten Sitzung im April ihre Geldpolitik höchstwahrscheinlich erneut lockern wird. Dies sollte die Wirtschaft weiter unterstützen. In Thailand wurden die Prognosen für das Wirtschaftswachstum auf ein Niveau nahe 1–2 % gesenkt, da das Land sowohl mit der Aussicht auf eine schwächere Binnenkonjunktur als auch mit einem Rückgang des Tourismus konfrontiert ist. Die Philippinen und Indonesien sind eher Binnenwirtschaften, daher sollte die wirtschaftliche Sensibilität im Vergleich zu Singapur und Thailand geringer sein. Beide Volkswirtschaften sollten unseres Erachtens in der Lage sein, ein Wachstum von mindestens 4–5 % zu erzielen. Auch in Malaysia könnte sich das Wirtschaftswachstum auf 2–3 % im Jahr 2020 abschwächen.

Inmitten des sich entwickelnden Ausbruchs werden die Sektoren Transport und zyklische Konsumgüter/Gastgewerbe wahrscheinlich am stärksten betroffen sein. Im ASEAN-Portfolio wurde die Positionierung in Sektoren reduziert, die am anfälligsten für die Corona-Pandemie sind. Wir sind auf der Hut vor tieferen und langwierigeren Auswirkungen auf die Wirtschaft, die eine defensivere Positionierung erforderlich machen könnten. Wir stellen auch weiterhin fest, dass die Bewertungen der ASEAN-Märkte attraktiv sind. Dies gilt insbesondere für Singapur mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis, das unter dem während der SARS-Krise verzeichneten Wert liegt und nahe an den Tiefstständen während der Krise in der Eurozone 2011 und der Konjunkturabschwächung von 2015–2016.

Ausblick und Positionierung
Wir denken, dass auf kurze Sicht die Sorgen über die Auswirkungen von Corona auf die globalen Wachstumsaussichten weiterhin dominieren werden. Wir gehen davon aus, dass die globalen Konjunktur- und Gewinnschätzungen herabgestuft werden. Die ASEAN-Märkte werden von der Herabstufung nicht verschont bleiben, aber wir glauben, dass einige Märkte und Sektoren besser positioniert sein werden, um das wirtschaftliche Umfeld zu überstehen. Längerfristig sehen wir die Wachstumsstory der ASEAN-Staaten weiterhin positiv, insbesondere in den neuen Wachstumssektoren Konsum und Investitionen.

In Bezug auf die Portfoliostrategie haben wir im vergangenen Quartal taktisch agiert und Liquidität aufgebaut. Außerdem sind wir innerhalb der ASEAN-Staaten in Singapur übergewichtet, da das Land eine attraktivere Bewertung und Dividendenrendite (>4 %) sowie eine größere Widerstandsfähigkeit und eine höhere Defensivität der Erträge bei der Bewältigung der aktuellen Wirtschaftslage aufweist. Der kürzlich bekannt gegebene Haushalt beinhaltete auch ein starkes fiskalisches Entgegenkommen in Form eines prognostizierten Defizits von 10,9 Mrd. Singapur-Dollar (SGD) oder 2,1 % des BIP. Dies kann unserer Meinung nach dazu beitragen, die wirtschaftlichen Auswirkungen von Corona auf die lokalen Unternehmen und die Gesamtwirtschaft abzumildern. Wir glauben, dass der SGD angesichts der Widerstandsfähigkeit der zugrunde liegenden Wirtschaft stabil sein wird.

In der übrigen ASEAN-Region (ohne Singapur) bleiben wir gegenüber Ländern wie den Philippinen, Indonesien und Malaysia angesichts des schwierigeren Wachstumsumfelds zurückhaltend. In Thailand sind wir in Konsum- und Industriewerten positioniert, die vom aktuellen Umfeld profitieren dürften.

Wir bevorzugen die Sektoren Industrie und Konsum sowie ausgewählte Technologien, die unserer Meinung nach im aktuellen Umfeld ein gutes defensives Wachstumspotenzial bieten. Bei Finanzwerten und Energie sind wir angesichts des größeren Abwärtsrisikos vorsichtig. In diesem Umfeld glauben wir, dass Widerstandsfähigkeit und Qualitätswachstum entscheidend sein werden. Wir sind weiterhin in Bereichen positioniert, die in Zeiten größerer Unsicherheit Wachstum liefern werden.

Asian Fixed Income und Credit: Märkte extrem volatil, Kreditspreads deutlich ausgeweitet

Asian Fixed Income Team

Überblick
Das Coronavirus hat eine weltweite Pandemie ausgelöst. Während sich die Ausbrüche in Südkorea und China stabilisiert zu haben scheinen, ist Europa nun das neue Epizentrum. Auch in den USA scheint die Zahl der neuen Fälle in die Höhe zu schnellen. Darüber hinaus sind die OPEC+-Gespräche gescheitert, was zu einem starken Rückgang der Ölpreise führte, da Saudi-Arabien und die anderen Produzenten im Nahen Osten die Preise senkten und die Produktion hochfuhren.

Als Reaktion auf die Turbulenzen an den Finanzmärkten und die erwartete Konjunkturabschwächung senkte die Fed die Leitzinsen um 150 Basispunkte (bps) und kaufte gleichzeitig Staatsanleihen und hypothekenbesicherte Wertpapiere in Höhe von insgesamt 700 Mrd. US-Dollar. Darüber hinaus kündigte die Fed erhebliche Liquiditätsspritzen über Repo-Geschäfte an. Die Europäische Zentralbank hat die Zinsen nicht gesenkt, aber eine Reihe von Maßnahmen zur Unterstützung der Liquidität und der Kreditvergabe eingeführt, einschließlich einer vorübergehenden größeren quantitativen Lockerung. Regierungen auf der ganzen Welt reagierten ebenfalls mit der Ankündigung umfangreicher Staatsausgaben, darunter sogar in Deutschland, wo eine solche fiskalische Expansion bisher tabu war.

Unter diesen Umständen waren die Finanzmärkte über alle Anlageklassen hinweg, einschließlich der US-Staatsanleihen, extrem volatil. Die Kreditspreads haben sich seit Ende Februar weltweit erheblich ausgeweitet, und die asiatischen Kreditspreads sind diesem Trend gefolgt. Es gibt auch erhebliche Verwerfungen entlang der Kreditkurve, da sich die Spreads am vorderen Ende ebenfalls ausgeweitet haben, teilweise um mehr als am längeren Ende. Die Renditen von US-Staatsanleihen sind ebenfalls gestiegen, weil Fonds versuchten, die liquidesten Vermögenswerte zu verkaufen, um Rückgaben zu erfüllen.

Asiatische Credits
Wie andere Anlageklassen dürften auch asiatische Credits auf kurze Sicht sehr volatil bleiben. Die Kreditspreads könnten sich weiter ausweiten, bis wir eine Stabilisierung der Virusausbreitung in Europa und den USA sehen, ohne dass es zu einer zweiten Welle in China und Südkorea kommt, und entweder die Ölpreise sich auf einem niedrigeren Niveau stabilisieren oder die OPEC+-Verhandlungen wieder aufgenommen werden.

Vor diesem Hintergrund müssen wir auch vor geldpolitischen Aufwärtsrisiken auf der Hut sein. Der Spielraum für traditionelle geldpolitische Maßnahmen wie Zinssenkungen ist begrenzt, insbesondere nach der jüngsten Lockerungswelle. Immerhin wird die Fiskal- und Kreditpolitik von den Regierungen endlich umgesetzt. In Asien wurden in Ländern wie Singapur und Hongkong bereits Haushaltsdefizite in Rekordhöhe angekündigt. In Europa gibt es eine noch nie dagewesene expansive Haushaltspolitik. Noch wichtiger für die Kreditmärkte ist, dass die angekündigten Maßnahmen Kreditunterstützung nicht nur für kleine und mittlere Unternehmen, sondern auch für Großunternehmen beinhalten, die einen kurzfristigen Liquiditätsbedarf decken müssen.

Insgesamt durchleben wir eine extrem herausfordernde Zeit für die Erträge von Vermögenswerten. In Anbetracht des großen Bewertungsausschlags sehen wir jedoch auch das Potenzial für ein deutliches Aufwärtspotenzial und eine Outperformance, sobald der Virusausbruch eingedämmt ist und sich die Verwerfungen an den Zins- und Kreditmärkten umkehren. Die Erholung der Weltwirtschaft wird länger dauern, als wir Ende Februar erwartet haben, aber wir gehen nach wie vor davon aus, dass die Kombination aus Geld-, Fiskal- und Kreditpolitik einen kräftigen Aufschwung im späteren Jahresverlauf unterstützen wird.

Im Moment glauben wir nicht, dass die schlechte Liquidität an den Märkten zu Solvenzproblemen führen wird. Dies hängt natürlich von der Dauer der Viruskrise ab. In dieser Hinsicht versuchen die Zentralbanken weltweit, die Finanzmärkte mit drastischen Maßnahmen zu beruhigen, wie es sie seit der globalen Finanzkrise 2008 nicht mehr gab.

Singapur-Credits
Wir sehen, dass der Stress an den Märkten eine immer größere Palette von Vermögenswerten trifft. Der Ausverkauf begann mit den spekulativsten Instrumenten, und als die Dynamik weiter zunahm, breitete sich dieser Marktstress auf sicherere Anlageklassen aus, zu denen auch Singapore Government Securities (SGS) gehören. Die Flucht in die Qualität ist inzwischen viel dringlicher und konzentriert sich auf die liquidesten und sichersten Vermögenswerte – kurzfristige USD-Staatspapiere und USD-Liquidität.

Infolgedessen wurden alle Renditestrukturkurven steiler, einschließlich der Kurve für US-Staatsanleihen, da die Anleger Risiken (einschließlich Durationsrisiken) abstießen. Die SGS-Kurve war nicht immun gegen die Flucht aus den Schwellenländern in den US-Dollar. Innerhalb der Region ist der Singapur-Dollar ein sicherer Hafen, aber er ist nicht völlig immun gegen eine größere Risikoabwanderung, wie wir sie derzeit erleben. Die erneute Versteilerung der SGS-Renditenstrukturkurve ist zwar ein Hinweis auf Verkäufe, aber unseres Erachtens eine notwendige Voraussetzung dafür, dass sich die Positionen der Händler konsolidieren können.

Die weiteren Aussichten für SGS sind volatil. In den vergangenen vier Wochen gab es extreme Kursbewegungen in beide Richtungen, die sich darin widerspiegeln, dass die Handelsorders außerhalb der üblichen Größenordnungen liegen. Die meisten dieser Bewegungen fanden bei dünner Liquidität und im Einklang mit der globalen (und US-Staatsanleihen betreffenden) Risikostimmung statt. Seit dem Höchststand am Aktienmarkt am 19. Februar verzeichneten die Märkte einen aggressiven Ausverkauf mit extrem hoher Volatilität. Die gesamte SGS-Kurve erholte sich bis zum 9. März, bevor sich ein steilerer Trend abzeichnete. Die wichtigsten Schlagzeilen, die den Ausverkauf antrieben, standen im Zusammenhang mit Corona und dem Ölpreisverfall. Die verschiedenen Auswirkungen auf die Einzelhandelsnachfrage und andere Rohstoffe sind die umfassenderen Faktoren, die der Markt versucht einzupreisen.

SGD-Credits, die voraussichtlich erhebliche negative Effekte erleiden werden, stammen aus den Bereichen Reise- und Gastgewerbe sowie Rohstoffe. In zweiter Linie werden die Auswirkungen den Einzelhandelssektor (einschließlich der Vermieter von Einzelhandelsimmobilien) treffen. Während der Bankensektor zu Beginn der Krise in guter Verfassung war, haben Nachschussaufforderungen bei Privatbanken zu Zwangsverkäufen von nachrangigen Anleihen geführt. Zum jetzigen Zeitpunkt ist dies eher eine Preis-/Bewertungsüberlegung als ein fundamentales Kreditproblem. Wir prüfen weiterhin das systemische Risiko von Kredit- oder Liquiditätsengpässen, die weitaus schwerwiegender wären. Unser Basis-Szenario ist dies jedoch im Moment nicht.

Chinas Zinsen und Wechselkurs
Die Zinsen und Devisenmärkte in China sind relativ ruhig, da sie sich zu Beginn des Virusausbruchs im Epizentrum befanden und derzeit die nächste Phase der Epidemiekurve erleben, in der importierte Fälle anscheinend eher ein Problem darstellen als die Infektionen vor Ort.

Infolgedessen wurden die chinesischen Zinsen als Beta für globale Rentenwerte gehandelt, wenn auch mit niedrigeren Korrelationen. Dies liegt zum Teil daran, dass die ausländische Beteiligung an den Rentenmärkten immer noch sehr gering ist. Heimische Anleger haben keine Liquiditätsprobleme, da die Tagesgeld- und 7-Tage-Reverse-Repo-Sätze weiterhin niedrig sind.

Die chinesischen Wirtschaftsdaten für Januar und Februar waren zwar katastrophal, aber die Märkte haben die negativen Zahlen bereits eingepreist, und die Bewegungen an den Märkten waren begrenzt. Credits auf dem Festland haben sich überdurchschnittlich gut entwickelt aufgrund der Lockerungsmaßnahmen und gezielten Initiativen, mit denen KMUs und Großunternehmen geholfen wurde, ihre Refinanzierungsschwierigkeiten aufgrund des Virusausbruchs zu überbrücken.

Was die Wechselkurse betrifft, so war der RMB gegenüber dem US-Dollar sehr stabil. Er bewegte sich in einer Spanne von 6,9–7,05 und wertete gegenüber dem Währungskorb auf. Wir erwarten weiterhin, dass die politischen Entscheidungsträger versuchen werden, die Stabilität aufrechtzuerhalten, da eine Abwertung der Währung den Kapitalflüssen schadet und den Markt potenziell destabilisieren kann.

Von entscheidender Bedeutung wird sein, wie stark die Erholung im Inland ausfällt, zumal das Exportwachstum wahrscheinlich beeinträchtigt und das Wachstum bremsen wird, was sich wiederum indirekt auf die Investitionen im verarbeitenden Gewerbe auswirken wird. Die Beschäftigung bleibt vorerst intakt, was unseres Erachtens den Konsum unterstützen sollte, sobald die Aktivität wieder anzieht. Zusätzliche fiskalische und geldpolitische Maßnahmen könnten zum Einsatz kommen, insbesondere wenn die anstehenden Daten keine robuste Erholung zeigen.

Asiatische Zinsen und Wechselkurse
Wenn wir die grundsätzlichen Auswirkungen des Virusausbruchs auf Asien betrachten, erwarten wir, dass exportorientierte und offene Volkswirtschaften wie Singapur und Südkorea sowie vom Tourismus abhängige Volkswirtschaften wie Thailand am stärksten betroffen sind. Darüber hinaus hat Südkorea bisher die größte Anzahl von Infektionen in Asien außerhalb Chinas zu verzeichnen. Daher erwarten wir, dass die Auswirkungen auf das Wachstum, die sich aus der Abschwächung der inländischen Aktivitäten ergeben, ebenfalls schwerwiegend sein werden. Im Gegensatz dazu sind Indonesien und die Philippinen eher binnenwirtschaftlich geprägte Volkswirtschaften und haben auch weniger gemeldete Fälle, sodass sie etwas widerstandsfähiger sein könnten.

Malaysia ist stark von Erdöleinnahmen abhängig und dürfte daher die größten negativen Auswirkungen des starken Ölpreisverfalls im Zuge des von der OPEC+ verursachten Preiskriegs zu spüren bekommen. Auf der anderen Seite sollten die meisten asiatischen Länder von den niedrigeren Ölpreisen profitieren, zumal sich der Preisrückgang positiv auf die Leistungsbilanzen auswirken und auch die Inflation dämpfen wird. Insbesondere erwarten wir für Indien eine Verbesserung des Leistungsbilanzdefizits und einen Rückgang der Inflation, wenn der Ölpreis niedrig gehalten wird.

Trotz der genannten positiven Faktoren hat die starke Eintrübung der globalen Stimmung die Anleger veranlasst, sich aus den Schwellenländern zurückzuziehen. Dies führte zu einer massiven Versteilerung der Renditestrukturkurve und einer Abschwächung der Währungen in ganz Asien. Der indonesische Markt, in dem die Anleger seit letztem Jahr stark positioniert waren, sah sich schließlich auch mit Verkäufen im Ausland konfrontiert.

Die asiatischen Zentralbanken und Regierungen haben ihre Volkswirtschaften sowohl durch geld- als auch durch fiskalpolitische Maßnahmen gestützt. Fast alle asiatischen Regierungen haben irgendeine Art von fiskalischer Unterstützung angekündigt, um die Auswirkungen des Virus zu lindern. Zusätzlich haben die Zentralbanken in Malaysia, Südkorea, Thailand, den Philippinen und Indonesien bereits die Leitzinsen gesenkt. Wir erwarten auch, dass Indien die Zinsen bald senken und Singapur seine Wechselkurspolitik lockern wird. Unserer Meinung nach haben die asiatischen Zentralbanken Spielraum für weitere Zinssenkungen, falls dies erforderlich sein sollte.

Darüber hinaus haben die meisten asiatischen Länder Reisebeschränkungen verhängt, um das Virus einzudämmen. Zuletzt kündigte Malaysia entsprechende Maßnahmen an, sowohl nach innen als auch nach außen, um die Bewegung von Menschen und die Ausbreitung des Virus einzudämmen.

Mit Blick auf die Zukunft wird die Volatilität wahrscheinlich anhalten, bis sich die Pandemie stabilisiert hat oder ein Impfstoff entwickelt ist. In der Zwischenzeit müssen die Zentralbanken und Regierungen weltweit weiterhin versprechen, Liquidität und fiskalische Anreize bereitzustellen, um ihre Volkswirtschaften und Märkte zu unterstützen.

New Zealand Fixed Income und Aktien: RBNZ senkt Zinsen auf Rekordtief

Fergus McDonald, Head of Bonds and Currency (New Zealand) und Stuart Williams, Head of Equity (New Zealand)

RBNZ senkt Zinsen, neue Kapitalregeln für Banken verzögert
In einer außerplanmäßigen Ankündigung am 16. März senkte die Reserve Bank of New Zealand (RBNZ) die Zinssätze um 75 Basispunkte auf ein Rekordtief von 0,25 %. Die Senkung folgte auf die Einführung einer obligatorischen Selbstisolierung für alle in das Land Einreisenden. Die RBNZ erklärte außerdem, dass sie die Zinsen für die nächsten zwölf Monate auf diesem Niveau halten wird. Zusätzlich wurde die Einführung neuer Kapitalregeln für Banken verschoben, was den Banken des Landes einen zusätzlichen Spielraum von 47 Mrd. neuseeländischen Dollar (NZD) bei der Kreditvergabe eröffnete. In der Folge hat die Regierung ein Hilfspaket in Höhe von 12,1 Mrd. NZD (ca. 4 % des BIP) angekündigt, um die wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus zu bewältigen.

Obwohl der Kassazins fiel, haben Staatsanleihen an Wert verloren, da die Zinsen in Erwartung einer höheren Emission von Schuldtiteln gestiegen sind. Die Kreditaufschläge haben sich ausgeweitet, auch wenn wenig gehandelt wird. Wir sehen jedoch keinen signifikanten Druck bei den Unternehmen auf dem lokalen Markt. Einige Sektoren wie Fluggesellschaften und Flughäfen sind jedoch in Bedrängnis geraten.

Wir sind vorsichtig in Hinblick auf Bereiche, die nach unserer Einschätzung am stärksten vom Coronavirus betroffen sein werden, wie z. B. Ölpreise, Fluggesellschaften, Tourismus, Hotels, Forstwirtschaft und Fischerei.

Die heimischen Aktien sind durch den Virusausbruch unter Druck geraten, insbesondere in den reise- und tourismusbezogenen Sektoren. Die Ausbreitung des Virus in China und darüber hinaus stellt zudem eine Herausforderung für die Rohstoffexporte des Landes dar.

Das andere große Risiko, mit dem der heimische Markt derzeit konfrontiert ist, ist die Überprüfung des Betriebs der Aluminiumhütte in Tiwai Point auf der neuseeländischen Südinsel durch Rio Tinto. Dies könnte negative Auswirkungen auf den Versorgersektor haben.

Corona ist ein konkretes Risiko für die Wirtschaft und wird in diesem Jahr wahrscheinlich zu einer globalen Rezession führen. Wir glauben jedoch, dass die Auswirkungen vorübergehen werden. Außerdem ist es wahrscheinlich, dass die erhöhte Volatilität durch diese Zeit hindurch Chancen für langfristige Anleger bieten wird, die an ihren Strategien festhalten.