Analysten und Wahrsager mögen mit politischen Spekulationen Aufmerksamkeit erregen. Aber dies ist keine belanglose Angelegenheit. Japan stehen sehr wichtige Zeiten bevor. Das Land sollte nicht wieder auf die schiefe Bahn politischer Wechselspiele geraten.

Meiner bescheidenen Meinung nach hatte das moderne Japan nie einen besseren Regierungschef als Premierminister Abe, und niemand sollte darauf erpicht sein, ihn zu ersetzen. Er genießt den Respekt weiter Teile der Politik und der Bevölkerung (auch wenn Umfragen immer die allgegenwärtige kritische Natur in der Psyche der Japaner und der meisten anderen Länder widerspiegeln und die Parteigänger der Opposition an dem Gedanken kleben, es besser machen zu können). Natürlich gebührt Abe nicht allein der Verdienst für Japans Verbesserungen, denn er konnte sich auf ein fähiges, loyales Team verlassen. Aber er durchaus Anerkennung – auch dafür, dass er in der Lage war, ein solches Team zu halten. Nicht nur sein fester und doch nicht furchteinflößender Charakter hält Probleme in Schach, sondern auch seine klaren Ziele und Überzeugungen, auch wenn nicht jeder mit ihnen übereinstimmt.

Das Land während dieser Krise zu führen, vor allem in den dunkelsten Tagen, war sicherlich extrem schwierig. Abe verdient Lob dafür, dass er das ausgehalten hat. Die ganzen Beschwerden über kleine Fehler in Bezug auf das unergründliche Virus erscheinen ziemlich unfair. Die Corona-Situation in Japan ist besser als in fast jedem anderen großen Land, und Abes Vorstoß gegen eine totale Abriegelung hat der Wirtschaft, sowohl jetzt als auch für die Zukunft, und den Menschen geholfen. Er könnte sich über politische Skandale und gedankenlose Fehler ihm nahestehender Personen echauffieren, wie es in seiner ersten Amtszeit der Fall war, als er zum ersten Mal mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte. Stattdessen hat er in den vergangenen Jahren einige ähnliche Skandale überstanden und kann das wahrscheinlich wieder schaffen. Vielleicht ist er auch verärgert darüber, dass er bisher nicht in der Lage war, die Verfassungsreform durchzusetzen, die er seinen Ältesten und Mentoren versprochen hat. In fast jeder anderen Hinsicht hat er Japan jedoch zu einem mehr respektierten globalen Partner gemacht.

Niemand ist jemals perfekt – dies gilt auch für Situationen. Im Laufe der Jahre stieß er auf hartnäckige Reformhindernisse und erreichte dennoch viele Verbesserungen. Er musste eine Mehrwertsteuererhöhung durchsetzen, die kürzlich Schwierigkeiten verursachte, und dennoch haben sich das Wirtschaftswachstum und die Lebensbedingungen der Menschen im Laufe der Jahre verbessert. Auf jeden Fall hat der Optimismus seit seinem Amtsantritt stark zugenommen. Auf internationaler Ebene hat er im Umgang mit den USA und China perfekt die Fäden gezogen. Das hat nicht nur die Handelsbeziehungen intakt gehalten, sondern auch einen Tourismusboom ermöglicht, der sowohl den Städten als auch vielen ländlichen Teilen des Landes geholfen hat. Letztere sollten sich wieder erholen, wenn die Coronakrise abklingt. Die Beziehungen zu Südkorea sind schwierig, was angesichts des linksgerichteten Präsidenten vielleicht nicht anders zu erwarten war. Zum Rest der Welt sind die Beziehungen dagegen gut, wenn nicht sogar ausgezeichnet.

Der Markt könnte versuchen, den Yen zu stärken, insbesondere wenn er glaubt, dass die Herren Abe sowie Kuroda und Aso zurücktreten, die beide ebenfalls entschieden gegen eine Yen-Aufwertung sind. Es ist schwer vorstellbar, dass ihre Nachfolger in der Lage sein werden, eine Yen-Stärke auf nationaler und internationaler Ebene so vehement abzulehnen. Unmöglich ist dies aber sicherlich nicht, wenn sie dies ausgesprochen energisch erklären und im Voraus Gegenmaßnahmen ankündigen. Für die Herren Kuroda und Abe mag es zwar ein günstiger Zeitpunkt sein, in den Ruhestand zu gehen, da sich alle Krisen in einer gewissen Flaute befinden. Aber die Bedrohung durch einen starken Yen, der Japan in den letzten 30 Jahren so sehr lähmte, dass China dies als Argument zur Verhinderung eines zu starken Yuan nutzt, bleibt ebenso bestehen wie andere Gefahren.