Zahlreiche Medienberichte deuten darauf hin, dass Yoshihide Suga das Rennen um das Amt des nächsten japanischen Premierministers anführt. Die wichtigste Frage dabei ist, ob er ohne große eigene Fraktion nur ein Platzhalter für den neuen Regierungschef sein wird. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass er mehr ist als nur ein erfahrener Mitstreiter. Vielmehr hat er die gleichen langjährigen Visionen wie Abe und bereitete den Weg für dessen zweite Amtszeit als Premierminister im Jahr 2012. Seitdem stand er Abe als oberster Kabinettssekretär zur Seite. Zusammen mit Abes Rekord als Premierminister war dies ein historischer Rekord. Er hat alle erfolgreichen Maßnahmen Abes durchgesetzt, einschließlich vieler Reformen, die auf großen Widerstand stießen. Innerhalb der Partei und der Verwaltung gilt er denn auch als ein sehr effektiver politischer Führer. Er hat nie versucht, Abe in den Schatten zu stellen, wie es einige Kabinettschefs gegenüber ihren Premierministern getan haben, und er war sicherlich der Schlüssel zu Abes erfolgreicher Amtszeit. Die große Fraktion, die Abe unterstützt hat, könnte sich also durchaus für ihn entscheiden. Eine andere große Gruppe von Abe-Unterstützern hat dies bereits getan. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass Suga alle wichtigen politischen Maßnahmen von Abe beibehalten wird, auch in Bezug auf die Regeln zur Corporate Governance.

Darüber hinaus ist Sugas Erfahrung mit der Viruskrise, einschließlich seines angemessenen Widerstands gegen komplette Lockdowns, von entscheidender Bedeutung, da dies derzeit Japans größte Sorge ist. Ist er hierbei erfolgreich, insbesondere in den Monaten vor der Entscheidung über die Olympischen Spiele und die Paralympics, wird er wahrscheinlich weniger als Übergangslösung angesehen und könnte die Unterhauswahlen im Oktober 2021 sogar dominieren. In der Zwischenzeit dürfte die LDP die Dringlichkeit für eine Verfassungsänderung reduziert haben, so dass sie nicht viel mehr als eine Mehrheit zum Regieren und daher wahrscheinlich keine enorm charismatische Führungsfigur für diese Wahl braucht.

Wenn Taro Aso, Abes enger Freund und Verbündeter, der gerade angekündigt hat, nicht für das Amt des Premierministers zu kandidieren (er bekleidete das Amt schon einmal für ein Jahr), Finanzminister bleibt, wäre dies sehr hilfreich, um eine Aufwertung des Yen zu verhindern. Denn als Leiter des Ministeriums, das die Yen-Politik kontrolliert, hat er immer lautstark betont, dass der Yen nicht aufgewertet werden sollte. In dieser Hinsicht liegt er ganz auf einer Linie mit BOJ-Gouverneur Kuroda. Es gibt wenig Grund zu der Annahme, dass Herr Suga dem nicht zustimmen würde und vielleicht sogar auf eine weitere Abschwächung des Yen drängen könnte.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Märkte im Falle eines Sieges von Suga nicht nur einen erfahrenen Nachfolger, sondern auch einen Mann willkommen heißen sollten, der bisher konsequent die gleiche Vision verfolgt hat wie Abe.